Point-Coeur Santa Clara
Claas Lukas Suermann
Manila/Philippinen Patenbrief Nr. 2
Dezember 2007
Liebe Familie, Freunde und Bekannte,
Liebe Paten,
in meinem zweiten Patenbrief gehe ich zum einen auf das Points-Coeur/Offenes Herz charakterisierende “Mit-Leiden, Mitempfinden” (zu frz. “compassion”) ein. Es soll euch/Ihnen helfen meine Tätigkeit hier besser zu verstehen. Zum anderen erläutere ich die Auffassung von Gerechtigkeit, im weltlichen aber vor allem im religösen Sinne.
Der Philosoph Jean-Jaques Rousseau sagt, dass das Mit-Leiden dem Menschen von Natur aus gegeben ist, also angeboren ist. Als Aufklärer schätzt er die Natur (des Menschen) und er verdeutlicht, dass der Mensch zum Zeitpunkt seiner Geburt noch frei von allen äußerlichen Einflüssen ist, aber mit der Zeit von der Gesellschaft, d.h. von seinem Umfeld schlechte Angewohnheiten annimmt. Den Akt des Mit-Leidens bringt Rousseau mit folgendem Zitat zum Ausdruck:
“Was Gerechtigkeit ist, lernt ein Kind an der Ungerechtigkeit, die ihm wiederfährt. Wenn es dann aufschreit, steh ihm bei! So wird ihm Gerechtigkeit wichtig.”
Ich versuche mir täglich diese Haltung neu zu verinnerlichen. Wann auch immer ein Kind weinend zu mir kommt, weil es entweder geschlagen wurde, ihm das Spielzeug weggenommen wurde oder es gar von den Eltern allein zu Hause gelassen wurde, will ich ihm dieser Beistand sein. Alle “Freunde der Kinder” versuchen diesen Kindern Liebe und Zuwendung zu schenken, so dass sie in solchen Momenten sicher sein können im Points-Coeur Haus Zuflucht zu finden. Leider ist unser Haus nicht für alle unsere Freunde erreichbar, weil viele zu weit entfernt wohnen, kein Geld haben oder nicht frei von ihrem Umfeld sind. Daher sind die Apostolate sehr wichtig, denn durch sie halten wir zu ihnen eine gute und enge Freundschaft aufrecht. Zudem lernen wir bei den Besuchen ihr gesamtes Umfeld kennen und zeigen mit unserer Anwesenheit in ihren Häusern, in ihren Elendsviertel, dass uns der Kontakt und vor allem die Freundschaft zu ihnen wichtig ist.
Ein großes Leiden hier auf den Philippinen ist die Auffassung von Gerechtigkeit. Die Bevölkerung leidet unter den enormen sozialen Unterschieden. Während auf der einen Seite der Stadt in Manila die (finanziell) Reichen in ihren Villen und Mansonen hausen, befinden sich auf der anderen Seite der Stadt die (finanziell) Armen und leben von einem Tag in den anderen ums Überleben kämpfend in ihren Blechhütten. Der Begriff der “sozialen Gerechtigkeit” wie wir ihn oft aus der Politik in Deutschland hören, ist den Leuten hier scheinbar völlig unbekannt. Den einen ist es gleichgültig,während sich die anderen machtlos nach einer sozialen Gleichheit sehnen.
Meine Aufgabe als Missionar ist es daher den Menschen Gottes Gerechtigkeit, nämlich Barmherzigkeit zu vermitteln. Mit Überzeugung der drei göttlichen Tugenden: Glaube, Hoffnung und Liebe
räumen die Menschen jeglichen sozialen Unterschied aus, weil unserer christlichen Überzeugung nach alle Menschen gleich sind, besser gesagt, für Gott von gleichem unermesslichen Wert sind. Der Glaube an Gott gibt den Menschen einen Halt, die Hoffnung auf das ewige Leben unterstützt sie, sich jeden Tag von neuem wieder aufzuraffen und an Gottes Gerechtigkeit zu glauben. Die Liebe lässt die Leute aufblühen. Dabei ist es nicht nur die Liebe zu Gott, sondern auch die Liebe zwischen Mann und Frau, die Liebe innerhalb einer Familie oder die Liebe zu Freunden. Der Mensch sehnt sich nach etwas!
Ich habe nun vieles versucht zu erklären, aber am besten kann man die Theorie durch Praxis verstehen. Aus diesem Grund gebe ich nun einige Beispiele aus meinem Alltag, d.h. von meinen praktischen Erfahrungen mit unseren Freunden.
Zunächst wird beim Empfangen der Kinder zu Hause im Point- Coeur Haus immer wieder deutlich, dass die Kinder Anweisungen brauchen, um den Sinn von Gerechtigkeit zu verstehen und vor allem auch danach zu handeln. Wie oft fällt mir auf, dass wenn eines der Kinder mit einem bestimmten Spielzeug spielt, ein anderes Kind auch mit dem gleichen spielen möchte und infolgedessen versucht es dem spielenden Kind wegzunehmen. Dann ist es wichtig einzuschreiten. Ich erkläre dann warum man nicht einfach dem anderen etwas wegnehmen darf und weise auf die anderen Spielzeuge hin. Um ehrlich zu sein muss ich schmunzeln bei dem was ich schreibe, da dies so banal klingt. Dennoch beginnt genau auf dieser tiefsten Ebene die Lehre der Gerechtigkeit. Wenn das Kind es mit dem Spielzeug nicht versteht, besteht die Gefahr, dass es als Erwachsener irgendwann eine größere Tat dieser Art begeht, die wir als Diebstahl bezeichnen. Ähnlich verhält es sich mit der Gewalt unter den Kindern. Wenn ich bei einer Rangelei nicht eingreife, um den Kindern deutlich zu machen, dass dies zu keiner Problemlösung verhilft, dann können sie nie begreifen, wie man friedlich miteinander umgeht. Vor allem die Kinder, die unter solchen Auseinandersetzungen zu leiden haben, brauchen Beistand und Trost, damit sie nicht meinen, dass Gewalt eine vernünftige und gerechte Lösung ist.
Ferner ist es sehr traurig zu sehen, dass die von mir bereits erwähnte soziale Gerechtigkeit noch erheblichen Entwicklungsbedarf erfordert. Das beste Beispiel ist das des neunjährigen Marc-Lowell, der gerne zur Schule gehen würde. Keine Schule kann ihn jedoch akzeptieren, da er keinerlei Dokumente hat, nicht einmal eine Geburtsurkunde. Im Klartext bedeutet dies, dass Marc-Lowell zwar lebt und ein Mensch wie jeder andere ist, aber keinerlei sozialen Ansprüche geltend machen kann, da er offiziell nicht existiert. Ich bin mir nicht sicher, ob das für unseren “westlichen Verstand” überhaupt nachzuvollziehen ist. Die Mutter hat einfach nicht die finanziellen Mittel und bestimmt auch nicht die nötige Aufklärung, um die Wichtigkeit dieses Dokuments zu schätzen. In diesem Kontext erinnere ich mich gerne an ein Zitat von Remy, die mit ihrer Familie am Fischereihafen auf zwei Holzpaletten unter einer Plane lebt: “Es ist ganz wichtig eine Geburtsurkunde zu haben. Ich bewahre die meiner Kinder im Haus meiner Cousine auf, da sie dort sicher aufbewahrt werden können.”
Ich möchte zudem noch ein Beispiel geben, bei dem Gerechtigkeit indirekt auch seine negativen Folgen haben kann. Nehmen wir das Beispiel von Philipp, dessen Familie sehr darunter leidet, dass er im Muntilupa Gefängnis sitzt. Zwar wurde er wohl zurecht zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt, nachdem er seinen besten Freund bei einem Streit erstochen hat, doch ist es vielmehr seine ihn liebende Frau und ihre Kinder (nur eins der Kinder ist von ihm), die unter der Trennung leiden. Seine Frau heißt Sally und lebt auf der Müllhalde in Vitas mit einem neuen Freund, der 15 Jahre jünger ist als sie. Ihren Angaben nach liebt sie ihn nicht, sondern lebt mit ihm nur aus Sicherheitsgründen zusammen. Auf den Philippinen und gerade auf der Müllhalde in Vitas ist es sehr gefährlich als Frau alleine mit ihren Kindern zusammen zu wohnen. Bei einem Besuch haben wir von Sally einen Brief an ihren Mann Philipp bekommen, um ihm den Brief im Gefängnis zu überreichen. Da ihr neuer Freund von dem Brief und von ihrer immer noch bestehenden Liebe nichts erfahren darf, verlief die Briefübergabe heimlich ab. Während ich mit dem neuen Freund und seinen “Trinkbrüdern” redete, ging Olivier mit Sally langsam zur Blechhütte, um den Brief entgegen zu nehmen. Derweil spielten die Kinder ausgelassen im Müll und genossen den Regen, der auf sie herabprasselte, als Dusche, die sie sonst nicht haben. Ich weiß nicht inwieweit sie über die Situation ihrer Mutter Bescheid wissen. Wie sehr bedrückt die Kinder die gesamte Lage? Wenn die Kinder so frei und lachend herumlaufen, sehe ich ihren Kummer nicht. Ich möchte jedoch tiefer in ihre Seele blicken...
Im Weiteren gibt mir das Schicksal der elfjährigen Romelin vom Apostolat in Market Three schwer zu denken. Noch viel mehr, es lässt mein Herz bluten. Ich fühlte mich machtlos, als ich das letzte Mal ihre Familie besuchte. Das Mädchen lag schlafend zwischen ihren Eltern, ihren vier jüngeren Geschwistern und uns, bis sie nach einer kurzen Weile erwachte. Völlig übermüdet saß sie dann vor mir. Auf Nachfragen warum sie so müde sei, sagte man mir, dass sie neben der Schule (von 6-12 Uhr morgens) noch nachts von 22-2 Uhr zusammen mit ihrer Mutter Abfall sortiere. Die Familie sieht nach dem Arbeitsunfall des Vaters, bei dem er auf einem Auge blind wurde und arbeitsunfähig ist, keine andere Lösung. Sie wollen überleben. Der ehemalige Arbeitgeber des Vaters hilft nicht und verweigert Zahlungen. Eine soziale Absicherung oder Arbeitsverträge haben hier die wenigsten. Die Folge daraus im Fall Romelin ist Kinderarbeit! Sie sagte mir, dass es in Ordnung für sie sei, aber ihre Körpersprache offenbart mir das Gegenteil. Romelin ist psychisch und physisch überlastet. Vorher war sie ein fröhliches, freies, unschuldiges Mädchen, das nun plötzlich von der Grausamkeit des Lebens ergriffen wurde. Ich will ihr ein Halt sein und ihr durch meinen Beistand zeigen, dass es nicht recht ist, was ihr wiederfährt. An dieser Stelle sei noch gesagt, dass ihre Eltern Roel und Merly diese Kinderarbeit nur aus der Not heraus dulden. Sie legen wert darauf, dass Romelin zudem zur Schule geht. Wie lange kann das Mädchen aber zur Schule und zur Arbeit gehen?
Im 1. Johannesbrief (1 Joh 2,1) finden diese Kinder ihren Trost:
Wenn aber einer sündigt, haben wir einen Beistand beim Vater: Jesus Christus, den Gerechten
Am 28. Dezember feiern wir das Fest der Unschuldigen Kinder. Zu diesem Anlass bitte ich euch/Sie liebe Paten ganz besonders dieser Kinder zu gedenken und für sie zu beten.
Zuvor feiern wir noch die Geburt und das Kommen unseres Erlösers Jesus Christus. Ich wünsche also allen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest!
Herzliche Grüße,
Claas Lukas Suermann
Claas Lukas Suermann
Manila/Philippinen Patenbrief Nr. 2
Dezember 2007
Liebe Familie, Freunde und Bekannte,
Liebe Paten,
in meinem zweiten Patenbrief gehe ich zum einen auf das Points-Coeur/Offenes Herz charakterisierende “Mit-Leiden, Mitempfinden” (zu frz. “compassion”) ein. Es soll euch/Ihnen helfen meine Tätigkeit hier besser zu verstehen. Zum anderen erläutere ich die Auffassung von Gerechtigkeit, im weltlichen aber vor allem im religösen Sinne.
Der Philosoph Jean-Jaques Rousseau sagt, dass das Mit-Leiden dem Menschen von Natur aus gegeben ist, also angeboren ist. Als Aufklärer schätzt er die Natur (des Menschen) und er verdeutlicht, dass der Mensch zum Zeitpunkt seiner Geburt noch frei von allen äußerlichen Einflüssen ist, aber mit der Zeit von der Gesellschaft, d.h. von seinem Umfeld schlechte Angewohnheiten annimmt. Den Akt des Mit-Leidens bringt Rousseau mit folgendem Zitat zum Ausdruck:
“Was Gerechtigkeit ist, lernt ein Kind an der Ungerechtigkeit, die ihm wiederfährt. Wenn es dann aufschreit, steh ihm bei! So wird ihm Gerechtigkeit wichtig.”
Ich versuche mir täglich diese Haltung neu zu verinnerlichen. Wann auch immer ein Kind weinend zu mir kommt, weil es entweder geschlagen wurde, ihm das Spielzeug weggenommen wurde oder es gar von den Eltern allein zu Hause gelassen wurde, will ich ihm dieser Beistand sein. Alle “Freunde der Kinder” versuchen diesen Kindern Liebe und Zuwendung zu schenken, so dass sie in solchen Momenten sicher sein können im Points-Coeur Haus Zuflucht zu finden. Leider ist unser Haus nicht für alle unsere Freunde erreichbar, weil viele zu weit entfernt wohnen, kein Geld haben oder nicht frei von ihrem Umfeld sind. Daher sind die Apostolate sehr wichtig, denn durch sie halten wir zu ihnen eine gute und enge Freundschaft aufrecht. Zudem lernen wir bei den Besuchen ihr gesamtes Umfeld kennen und zeigen mit unserer Anwesenheit in ihren Häusern, in ihren Elendsviertel, dass uns der Kontakt und vor allem die Freundschaft zu ihnen wichtig ist.
Ein großes Leiden hier auf den Philippinen ist die Auffassung von Gerechtigkeit. Die Bevölkerung leidet unter den enormen sozialen Unterschieden. Während auf der einen Seite der Stadt in Manila die (finanziell) Reichen in ihren Villen und Mansonen hausen, befinden sich auf der anderen Seite der Stadt die (finanziell) Armen und leben von einem Tag in den anderen ums Überleben kämpfend in ihren Blechhütten. Der Begriff der “sozialen Gerechtigkeit” wie wir ihn oft aus der Politik in Deutschland hören, ist den Leuten hier scheinbar völlig unbekannt. Den einen ist es gleichgültig,während sich die anderen machtlos nach einer sozialen Gleichheit sehnen.
Meine Aufgabe als Missionar ist es daher den Menschen Gottes Gerechtigkeit, nämlich Barmherzigkeit zu vermitteln. Mit Überzeugung der drei göttlichen Tugenden: Glaube, Hoffnung und Liebe
räumen die Menschen jeglichen sozialen Unterschied aus, weil unserer christlichen Überzeugung nach alle Menschen gleich sind, besser gesagt, für Gott von gleichem unermesslichen Wert sind. Der Glaube an Gott gibt den Menschen einen Halt, die Hoffnung auf das ewige Leben unterstützt sie, sich jeden Tag von neuem wieder aufzuraffen und an Gottes Gerechtigkeit zu glauben. Die Liebe lässt die Leute aufblühen. Dabei ist es nicht nur die Liebe zu Gott, sondern auch die Liebe zwischen Mann und Frau, die Liebe innerhalb einer Familie oder die Liebe zu Freunden. Der Mensch sehnt sich nach etwas!
Ich habe nun vieles versucht zu erklären, aber am besten kann man die Theorie durch Praxis verstehen. Aus diesem Grund gebe ich nun einige Beispiele aus meinem Alltag, d.h. von meinen praktischen Erfahrungen mit unseren Freunden.
Zunächst wird beim Empfangen der Kinder zu Hause im Point- Coeur Haus immer wieder deutlich, dass die Kinder Anweisungen brauchen, um den Sinn von Gerechtigkeit zu verstehen und vor allem auch danach zu handeln. Wie oft fällt mir auf, dass wenn eines der Kinder mit einem bestimmten Spielzeug spielt, ein anderes Kind auch mit dem gleichen spielen möchte und infolgedessen versucht es dem spielenden Kind wegzunehmen. Dann ist es wichtig einzuschreiten. Ich erkläre dann warum man nicht einfach dem anderen etwas wegnehmen darf und weise auf die anderen Spielzeuge hin. Um ehrlich zu sein muss ich schmunzeln bei dem was ich schreibe, da dies so banal klingt. Dennoch beginnt genau auf dieser tiefsten Ebene die Lehre der Gerechtigkeit. Wenn das Kind es mit dem Spielzeug nicht versteht, besteht die Gefahr, dass es als Erwachsener irgendwann eine größere Tat dieser Art begeht, die wir als Diebstahl bezeichnen. Ähnlich verhält es sich mit der Gewalt unter den Kindern. Wenn ich bei einer Rangelei nicht eingreife, um den Kindern deutlich zu machen, dass dies zu keiner Problemlösung verhilft, dann können sie nie begreifen, wie man friedlich miteinander umgeht. Vor allem die Kinder, die unter solchen Auseinandersetzungen zu leiden haben, brauchen Beistand und Trost, damit sie nicht meinen, dass Gewalt eine vernünftige und gerechte Lösung ist.
Ferner ist es sehr traurig zu sehen, dass die von mir bereits erwähnte soziale Gerechtigkeit noch erheblichen Entwicklungsbedarf erfordert. Das beste Beispiel ist das des neunjährigen Marc-Lowell, der gerne zur Schule gehen würde. Keine Schule kann ihn jedoch akzeptieren, da er keinerlei Dokumente hat, nicht einmal eine Geburtsurkunde. Im Klartext bedeutet dies, dass Marc-Lowell zwar lebt und ein Mensch wie jeder andere ist, aber keinerlei sozialen Ansprüche geltend machen kann, da er offiziell nicht existiert. Ich bin mir nicht sicher, ob das für unseren “westlichen Verstand” überhaupt nachzuvollziehen ist. Die Mutter hat einfach nicht die finanziellen Mittel und bestimmt auch nicht die nötige Aufklärung, um die Wichtigkeit dieses Dokuments zu schätzen. In diesem Kontext erinnere ich mich gerne an ein Zitat von Remy, die mit ihrer Familie am Fischereihafen auf zwei Holzpaletten unter einer Plane lebt: “Es ist ganz wichtig eine Geburtsurkunde zu haben. Ich bewahre die meiner Kinder im Haus meiner Cousine auf, da sie dort sicher aufbewahrt werden können.”
Ich möchte zudem noch ein Beispiel geben, bei dem Gerechtigkeit indirekt auch seine negativen Folgen haben kann. Nehmen wir das Beispiel von Philipp, dessen Familie sehr darunter leidet, dass er im Muntilupa Gefängnis sitzt. Zwar wurde er wohl zurecht zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt, nachdem er seinen besten Freund bei einem Streit erstochen hat, doch ist es vielmehr seine ihn liebende Frau und ihre Kinder (nur eins der Kinder ist von ihm), die unter der Trennung leiden. Seine Frau heißt Sally und lebt auf der Müllhalde in Vitas mit einem neuen Freund, der 15 Jahre jünger ist als sie. Ihren Angaben nach liebt sie ihn nicht, sondern lebt mit ihm nur aus Sicherheitsgründen zusammen. Auf den Philippinen und gerade auf der Müllhalde in Vitas ist es sehr gefährlich als Frau alleine mit ihren Kindern zusammen zu wohnen. Bei einem Besuch haben wir von Sally einen Brief an ihren Mann Philipp bekommen, um ihm den Brief im Gefängnis zu überreichen. Da ihr neuer Freund von dem Brief und von ihrer immer noch bestehenden Liebe nichts erfahren darf, verlief die Briefübergabe heimlich ab. Während ich mit dem neuen Freund und seinen “Trinkbrüdern” redete, ging Olivier mit Sally langsam zur Blechhütte, um den Brief entgegen zu nehmen. Derweil spielten die Kinder ausgelassen im Müll und genossen den Regen, der auf sie herabprasselte, als Dusche, die sie sonst nicht haben. Ich weiß nicht inwieweit sie über die Situation ihrer Mutter Bescheid wissen. Wie sehr bedrückt die Kinder die gesamte Lage? Wenn die Kinder so frei und lachend herumlaufen, sehe ich ihren Kummer nicht. Ich möchte jedoch tiefer in ihre Seele blicken...
Im Weiteren gibt mir das Schicksal der elfjährigen Romelin vom Apostolat in Market Three schwer zu denken. Noch viel mehr, es lässt mein Herz bluten. Ich fühlte mich machtlos, als ich das letzte Mal ihre Familie besuchte. Das Mädchen lag schlafend zwischen ihren Eltern, ihren vier jüngeren Geschwistern und uns, bis sie nach einer kurzen Weile erwachte. Völlig übermüdet saß sie dann vor mir. Auf Nachfragen warum sie so müde sei, sagte man mir, dass sie neben der Schule (von 6-12 Uhr morgens) noch nachts von 22-2 Uhr zusammen mit ihrer Mutter Abfall sortiere. Die Familie sieht nach dem Arbeitsunfall des Vaters, bei dem er auf einem Auge blind wurde und arbeitsunfähig ist, keine andere Lösung. Sie wollen überleben. Der ehemalige Arbeitgeber des Vaters hilft nicht und verweigert Zahlungen. Eine soziale Absicherung oder Arbeitsverträge haben hier die wenigsten. Die Folge daraus im Fall Romelin ist Kinderarbeit! Sie sagte mir, dass es in Ordnung für sie sei, aber ihre Körpersprache offenbart mir das Gegenteil. Romelin ist psychisch und physisch überlastet. Vorher war sie ein fröhliches, freies, unschuldiges Mädchen, das nun plötzlich von der Grausamkeit des Lebens ergriffen wurde. Ich will ihr ein Halt sein und ihr durch meinen Beistand zeigen, dass es nicht recht ist, was ihr wiederfährt. An dieser Stelle sei noch gesagt, dass ihre Eltern Roel und Merly diese Kinderarbeit nur aus der Not heraus dulden. Sie legen wert darauf, dass Romelin zudem zur Schule geht. Wie lange kann das Mädchen aber zur Schule und zur Arbeit gehen?
Im 1. Johannesbrief (1 Joh 2,1) finden diese Kinder ihren Trost:
Wenn aber einer sündigt, haben wir einen Beistand beim Vater: Jesus Christus, den Gerechten
Am 28. Dezember feiern wir das Fest der Unschuldigen Kinder. Zu diesem Anlass bitte ich euch/Sie liebe Paten ganz besonders dieser Kinder zu gedenken und für sie zu beten.
Zuvor feiern wir noch die Geburt und das Kommen unseres Erlösers Jesus Christus. Ich wünsche also allen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest!
Herzliche Grüße,
Claas Lukas Suermann
1 Kommentar:
Hallo ihr Lieben,
ich musste leider meine Mission aufgrund von Dengue und Folgen beenden. Es ist sehr schade und traurig. Ich hoffe, dass ihr alle für mich betet, damit ich schon bald wieder bei Kräften bin.
Dies hier ist ein sehr schöner Blog! Gefällt mir, Kuya Fred!
Meine Mission momentan wird sein, für euch alle und Offenes Herz zu beten.
Herzliche Grüße,
Claas Lukas
Kommentar veröffentlichen