Dienstag, 13. November 2007

Zweiter Patenbrief

Manila, Juli 2004

Mahal kong mga kapatid!

Liebe Freunde & Paten!

Die Zeit vergeht hier viel zu schnell, wenngleich auch überall
Uhrmacher ihre Dienste anbieten, kann man westliche Zeitbegriffe gut
und gern vergessen. Dies merken wir besonders bei der Messe, da jeder
unserer Priester in unserer Pfarre, zu einer anderen Zeit mit der
Messe beginnt. ( aber immer um „6 Uhr")
In der letzten Monaten bekamen wir den Sommer richtig zu spüren, da
es taeglich 36+ C° hatte und in der Nacht nicht wirklich abkühlte.
Sauna braucht man dann wirklich keine mehr!

Nun ist es ein wenig kuehler geworden, da nun langsam aber doch die
Regenzeit eingesetzt hat!
Seit einigen Wochen heisst Navotas (Dagat Dagatan), unsere Heimat,
wieder einmal wie jedes Jahr „Baha City".
Da wir nicht weit vom Meer entfernt wohnen, bekommen wir die Gezeiten
hautnah zu spüren. Das bedeutet „ Baha" - „high tide" oder einfach
schwarzes Wasser mit „street flavor", welches uns jetzt immer wieder
zw. ~11h und 16:30h erreicht. Wenn es dazu noch kräftig regnet,
dauert es natürlich auch länger bis das Wasser wieder weg ist.
Kontaktschwierigkeiten (Wasserangst) baut man hier sehr schnell ab,
da man ganz zwangsläufig der Flut nicht entkommt. Besonders dann,
wenn es einem beim Mittagessen um die Füße zu fließen beginnt, wenn
man nicht schon zuvor, beim täglichen Gang zum Markt, sich zumindest
nasse Füße geholt hat. Die Kinder von der Nachbarschaft kommen dann
gerne und helfen uns das Wasser nach draußen zu befördern, was
natürlich nicht ohne kleinere Wasserschlachten vor sich geht. Dank
der Hilfe unserer Nachbarn konnten wir den Eingang, reparieren und
erhöhen. Nun kommt bei Hochwasser viel weniger Wasser ins Haus.

Um Euch das ganze besser zu erklären, braucht es ein wenig Geschichte:
DAGAT-DAGATAN
In den 80er Jahren wurde der Tondo-squatter (der größte Asiens mit
einem Wachstum von 300.000 jedes Jahr), am Meeresrand, von
Zerstörungen befallen. Die damalige Regierung schlug vor die dortige
Bevölkerung in die Provinz umzusiedeln. Wenn man aber nur ein kleines
Familienunternehmen besitzt, man nur ein Paar Fische in Hafennähe
verkauft, oder man seine Familie ernährt, indem man Zigaretten und
Süßigkeiten in der Strasse am Stück verkauft, bedeuten drei Stunden
entfernt von Manila zu leben, ohne Züge, das Ende.
Es wurde also, unter anderem, vorgeschlagen, die Sumpfzone zwischen
zwei Flüssen im Norden Manilas auszunützen. Nachdem man Erde auf das
Land geschüttet hatte, kamen die ersten Leute nach Dagat-Dagatan und
bauten mit Hilfe des Staates (Baumaterial wurde verteilt) ihre
kleinen Baracken. Inzwischen sehr bevölkert, rutscht Dagat-Dagatan
jedoch jedes Jahr ein kleines Stück tiefer in den Meeresboden. Daher
sind bei Flut viele Strassen total überschwemmt. Und wenn dazu, wie
gesagt, starker Regen kommt, steigt das Wasser mehr und mehr. Während
mehrerer Stunden, bei Flutzeit, müssen viele Fahrzeuge weit
ausweichen und bei uns in der Nachbarschaft bleibt einem nur noch
übrig eine hohe Bank zu finden, die Füße zu heben und zu warten.
Unser Markt liegt in Tabinilog, nahe dem Meeresarm, welcher uns das
Wasser hereinbringt. Dort gibt es noch viel häufiger „Baha" als bei
uns. Die Familien haben deshalb auch mit mehr Wasser in ihren Häusern
zu kämpfen. Glücklich sind die, welche entweder im Obergeschoss
wohnen oder eines besitzen und so zumindest dem Wasser beim Schlaf
entkommen können.

Towerville
Nach drei verschiedenen Jeepneys, in der morgendlichen Hitze von
Manila, sind wir endlich in Novaliches, wo wir versuchen in die
völlig ueberfüllte Kirche zu gelangen. Da viele Philippinos von der
Provinz her kommen, wo es nicht überall genügend Priester gibt, sind
hier jeden Sonntag ~ 7 Messen um zumindest den Großteil der
Messbesucher in der Kirche empfangen zu können. Ein sehr wichtiger
Teil der Kultur sind die vielen Statuen und Bilder, welche mit den
Händen und Taschentüchern berührt werden, um so verehrt zu werden und
ihren Segen zu erlangen.
Dies passt sehr gut zur Kultur, wo einem die Kinder die Händen mit
dem Gruß "appear" entgegenstrecken. Sie haben eben keine
Berührungsängste! Auch nicht mit uns „americanos"!
Nach der Messe heißt es Geduld zu üben, da es in der nahegelegenen
Shoppingmall, welche 7 Tage/Woche geöffnet hat, lange dauert bis man
endlich sein Essen bekommt. Es ist daher ratsamer in einem der
unzähligen kleinen Straßenbeisln zu essen. Es wird hier natürlich
nicht immer so sauber wie bei uns gekocht, wenngleich es jedoch sehr
gut schmeckt! Nun geht es endlich weiter in Richtung Towerville einem
kleinem „Dorf" ausserhalb Manilas, wo wir ~ alle drei Wochen drei
Familien besuchen, welche zuvor bei uns in Dagat Dagatan gewohnt
haben. Da ihre „Häuser" zerstört wurden bekamen sie von der Regierung
ein Stück Land weit weg von ihrer Arbeit, aber dafür im Grünen. Dank
der Couples of Christ, einer der vielen charismatischen Gruppen hier,
haben sie jetzt sogar ein festes Haus, welches nicht gleich beim
nächsten Unwetter überflutet ist. Dies ist eine echter Segen für sie!
Ein Höhepunkt für uns ist es, mit den Kindern im unterhalb des Dorfes
gelegenen Fluss zum Baden. Wir haben immer sehr viel Spaß mit den
vielen Kindern. Da wir hier in Manila wegen des Smogs trotz des
sonnigen Wetters keine Sonnencreme brauchen, vergisst man auch
außerhalb der Stadt leicht darauf, was mir bereits einen heftigen
Sonnenbrand eingebracht hat. Wir sind eben putti (weiss), wie man
hier oft bemerkt.

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