Dienstag, 13. November 2007

Danke! Letzter Patenbrief! Mai 2005

   
Graz Mai 2005


Mahal kong mga kapatid!

Liebe Freunde & Paten!

Nach 15 Monaten bin ich nun, seit dem Begräbnis unseres so geschätztes und geliebten Papstes Johannes Paul II, wieder in Österreich, zuhause bei meiner Familie und Freunden.
Vieles hat sich bereits wieder getan, seit ich in Österreich bin.
Nicht nur politische Veränderungen sondern auch unsere Kirche hat einen neuen Papst Benedikt XVI bekommen.

Am Abend vor der Abreise, konnte ich noch in Manila an einer Gebetsvigil für Johannes Paul II, in der großen St. Thomas Universität teilnehmen, wo er 1995 beim Weltjugendtreffen mit der Weltjugend gefeiert hatte. Dies war für mich ein ganz besonderer Abschluss.

So traurig es auch war, meine „neue Heimat" zu verlassen, bin ich mit frohem Herzen, tief beschenkt und mit vielen neuen Erfahrungen nach  Europa zurückgekehrt.

Was wohl Gott jetzt für mich bereithält?

Luigi Guissani, der Gründer der ital. Gemeinschaft Comunione et Liberazione (Gemeinschaft und Befreiung ) streicht, in den für unsere Gemeinschaft so wichtig gewordenen Texten, immer wieder die Wichtigkeit der Reflexion, des Zurückschauens auf die täglichen Ereignisse heraus. Dort wo uns Gott in vielfältiger Weise beschenkt hat und wodurch wir auch etwas lernen konnten. Gerade im Umgang mit den Kindern ist es eine ganz besondere Freude, die Liebe Gottes so hautnah spüren zu können. Wir haben jeden Abend versucht, vor dem Schlafengehen im Gebet den Tag nochmals revuepassieren zu lassen, um uns und Gott zu danken und auch für Fehler um Verzeihung zu bitten. Dies hat sicherlich zu dem guten Miteinender beigetragen. Ich habe klar die Kraft der liebevollen Zurechtweisung und Vergebung erfahren dürfen. Ich brauche bei Gott nicht perfekt oder besonders herausragend zu sein, um von Ihm geliebt zu werden. Er fordert einen jedoch, gerade im Gemeinschaftsleben, jeden Tag stark heraus. Dabei war für mich der Freiraum für das persönliche Gebet (besonders der eucharistischen Anbetung) ein großer Schatz, wo ich Gott all meine Freuden und Schwierigkeiten und vor allem auch unsere leidende Umgebung anvertrauen konnte. Wir haben uns immer wieder dazu ermutigt, trotz der vielfältigen Aufgaben nicht auf die Zeit mit Gott zu vergessen.

Es ist ein langer Lernprozess Gott im Nächsten, in allen! Menschen welchen man tagtäglich begegnet, zu erkennen. Gott sei Dank bin ich noch jung und habe hoffentlich noch viele Jahre um dies zu lernen.

Das alte Jahr ist ja leider, wegen der vielen Todesfälle nicht gerade froh und heiter für uns zu Ende gegangen, dafür waren für mich die letzten Monate, trotz des allgegenwärtigen Leids, umso schöner! Ich habe mich in unsere Gemeinschaft, im Land und vor allem auch mit
unseren vielen Freunden (groß und klein) sehr wohlgefühlt!

Im Februar haben wir ein einfaches kleines Fischerboot gemietet, um ein wenig aus dem schwarzen Wasser ins doch „recht saubere" Meer hinauszufahren, um dort mit 15 Kindern zu schwimmen, auf einer kleinen Sandbank zu grillen und einfach einen ganz wunderschönen Tag zu verbringen. Da die Sonne auch uns „weiße Americanos" nicht verschont hat, glichen wir eher einen „Südamericano" (Rothaut).

Dieser Tag, welcher auch zeitgleich mein Geburtstag war, wird mir noch lange in Erinnerung bleiben. Wenn es nach den Kindern ginge, wären wir schon wieder ins Boot gestiegen. Lange wird es aber sicher nicht mehr dauern.

Lina ist ein Mädchen aus der Nachbarschaft, welches taubstumm ist.
Sie hat es deshalb natürlich nicht immer leicht, da viele nicht die nötige Geduld
aufbringen welche sie einfach braucht.
Durch ihre spezifischen Laute, bemerkt man recht schnell, wenn sie auch mit dabei sein möchte. Mit Händen und Füßen, aber vor allem durch ihren Gesichtsausdruck kann man recht gut mit ihr kommunizieren.
Marissa, (15Jahre alt) ein Mädchen aus der Nachbarschaft, welche auch bei uns in der Laiengemeinschaft Max. Kolbe ist, hat sich selbst die Zeichensprache beigebracht und hat es dadurch bei der Kommunikation natürlich leichter. Doch habe ich gerade bei ihr erfahren dürfen, was echte Kommunikation, Liebe, Zuwendung und Aufmerksamkeit in einem Menschenkind bewirken kann.

Im haben Helene und ich TonTon, einen kleinen Buben kennen gelernt, welcher erst ~7 Jahre alt ist. Wie lange er sich nun schon dort herumtreibt oder besser gesagt lebt wissen wir nicht, jedoch hat er ganz schnell unser Herz erobert. Jedes Mal musste oder besser gesagt durfte ich auf einer der vielen Stufen sitzen und ihm alle mitgebrachten Bücher vorlesen oder wie mit allen Kinder Flieger spielen. Am Nachmittag hat er die großen, löchrigen Wasserschläuche als Dusche benutzt, wobei er sichtlich großen Spaß hatte. Leider ist sein Leben jedoch sonnt nicht so fröhlich. Sein Vater sitzt im Gefängnis und seine Mutter will von ihm scheinbar überhaupt nichts wissen, was soweit geht, dass er uns auch trotz vieler Versuche die Adresse nicht sagen will. Er läuft einfach davon...

Ein sehr großes Problem ist der Hunger! Viele haben einfach nicht genug, was sie dazu treibt aus kleinen Plastikflaschen „Rugby" (Klebstoff) zu schnüffeln. Ganze Familien sieht man, vor
allem untertags so halb benebelt im Fish port sitzen.
Die Kinder verstecken die Flaschen unter ihren T-Shirts, um nicht gleich dabei gesehen zu werden, da es ja verboten ist. Doch bleibt ihnen ja fast keine andere Wahl, da der „Rugby" immer noch billiger ist als sich etwas zum Essen zu kaufen. So gehört auch unser lieber
TonTon zu den „Rubykids". Mir kommen die Tränen wenn ich an ihn denke. Wie er vor kurzem krank war haben wir wenigstens mit einfachsten Medikamenten ihm ein wenig zu helfen versucht, doch ist das nur ein kleiner Tropfen in das große Meer seiner Probleme. Da er
die Freiheit so gewöhnt ist und wir ja auch an seine Mutter nicht herankönnen, waren die Versuche ihn in ein Haus für Straßenkinder zu bringen bisher vergebens.

Ich hoffe, dass das Vertrauen mit der Zeit noch mehr wächst und wir so vielleicht einen Weg für ihn finden. Sollte er einwilligen, werden wir (leider ohne mich!) ihn mit nach Talim Island nehmen, wo wir wie schon letztes Jahr wieder mit einigen Kindern ein Sommercamp haben werden. Wenn einem die Kinder am Abend aus einer dunklen Ecke im Fischhafen in die Arme laufen und dazu noch unsere Namen rufen, hätte ich mir gewünscht, dass die Zeit einfach stehen bleiben könnte oder ich die Gabe der Bilokation (an zwei Orten gleichzeitig sein zu können ) zu haben.

Diese Fröhlichkeit steckt einfach an! Natürlich gab es für mich auch eine „Despedida" – Abschlussfest.

Zuvor habe ich eine Dankeskarte mit Gruppenfoto an all unserer Freunde verteilt, was bei den vielen Familien und Freunden einige Wochen dauerte. Da Father Vincente gerade auf Besuch kam ( er war ja neun Jahre für Heart's Home in Manila) nahmen wir dies zum Anlass, dass er vor unserem Haus mit allen unseren Freunden und Nachbarn eine Messe gefeiert hat und dann gab es natürlich noch genügend zu essen. Ein Fest ohne Essen, kann es hier, wie ja überall, nicht geben. Unter anderem kamen auch die Kinder von „Bahay Maria" (Waisen-Haus Maria), welche die Messe auch musikalisch mitgestaltet haben. Leider war ich nun nicht der Einzige welcher Manila verlassen musste.

Elise hat eine „Seafood - Allergie", welche sich hier nun noch verschlimmert hat. In vielen Gerichten und vor allem auch bei Festen gibt es köstliche Muscheln oder Shrimps in verschiedenen Formen. Da wir ja direkt in der Nähe vom Fischhafen leben, wurde es nun
unmöglich, ihre Mission in den Philippinen fortzusetzen, somit ist sie nun in ein Haus in Indien übersiedelt. In dieser schwierigen Situation kann sie jetzt sicherlich Gebet sehr gut gebrauchen.

Ganz besonders möchte ich Euch für Eure großzügige, vielfältige Unterstützung danken, ohne die ich niemals diese so wunderbare Mission erleben hätte können.     

Danken möchte ich Euch auch ganz besonders, für all Eure Gebete für mich und all unsere Freunde, die mich durch schwierige Zeiten hindurch getragen haben.

Nach so einer besonderen Zeit und diesen vielen tief gehenden Erlebnissen, ist es natürlich nicht ganz einfach wieder nach Europa zurückzukehren, aber im Wissen dass Gott schon das Nächste für mich bereit hält, gehe ich freudig und voll Zuversicht in die Zukunft.

Euer Gottfried

 

Wenn Dich meine Berichte angesprochen haben, dann schreibe mir, schaue auf die verschiedenen Homepages und sag es weiter. Solltest Du Zeit und Lust bekommen haben auch aufzubrechen um Dich beschenken zu lassen, dann warte nicht mehr länger! Nichts wie los! Gott hat viele große Geschenke für Dich bereit! 

Ich werde dir sehr gerne behilflich sein auf Deinem Weg!

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